Weibliche und männliche Gehirne reagieren bemerkenswert unterschiedlich auf sehr fettreiche Mahlzeiten. So könnte die Schlussfolgerung für Menschen aus den Ergebnissen einer Mäusestudie lauten. Die Unterschiede im Gehirn führen vermutlich bei Männern zu stärkeren Entzündungsreaktionen und einem erhöhten Gesundheitsrisiko. Dadurch könnte auch erklärt werden, warum beipielsweise der Gesundheitszustand von übergewichtigen Frauen besser ist als der von Männern, die zu viele Kilos mit sich herum tragen. Das Team um Deborah Clegg des Cedar-Sinai Diabetes and Obesity Research Institute in Los Angeles hofft nun, dass ihre Forschungsergebnisse neue Einblicke in die Ernährungsmedizin liefern.
Speiseplan nach Geschlecht – ist das die Zukunft?
Die Erkenntnisse aus Los Angeles könnten es in sich haben – zumindest für Männer: Männer sollten sich den Forscher zufolge bei fettreichem Essen ihrer Gesundheit zuliebe in Verzicht üben. Das hieße, keine Hamburger, Pommes, Currywürste und Co. Insbesondere dann, wenn Männer bereits eine Vorerkrankung wie Herzprobleme und Diabetes Typ II haben. Frauen dagegen könnten, so die Wissenschaftler, durchaus gelegentlich eine fettreiche Mahlzeit zu sich nehmen.
Frühere Daten von Clegg und Kollegen hatten bereits darauf hingewiesen, dass Entzündungen im Gehirn mit einem Übermaß an Essen, Blutzuckerunregelmäßigkeiten und einer zunehmenden Entzündung in anderen Teilen des Körpers – insbesondere des Fettgewebes – zusammenhängen. Speziell bei Männern könnte diese Wirkung bereits durch wenige fettreiche Mahlzeiten ausgelöst werden.
In der aktuellen Studie hatten die Forscher entdeckt, dass sich weibliche und männliche Gehirne im Aufbau ihrer Fettsäuren vollkommen unterscheiden. Als nächsten Schritt veränderten sie Gehirne von männlichen Mäusen so, dass sie Fettsäureprofile von weiblichen Tieren hatten. Das Konzept ging auf: Das „weibliche Gehirn“ schützte die Mäusemänner vor den negativen Auswirkungen des Fettes.
Die verantwortliche Substanz heißt Östrogen
Mäusemänner mit einem durchschnittlich männlichen Gehirn kamen nach dem Genuss von sehr fetthaltigen Mahlzeiten in einen „Entzündungsstatus“. Ihre Herzleistung nahm in einem Maße ab, die bei den weiblichen Mäusen in der Studie nicht beobachtet wurde. Die Unterschiede in der Art und Weise, in der männliche und weibliche Gehirne auf Fett reagieren, hängen laut Forschergruppe mit dem Geschlechtshormon Östrogen und dem Östrogenrezeptorstatus zusammen.
Das Team um Clegg arbeitet aktuell an der Fragestellung, inwieweit sich die Erkenntnisse der Mäusestudie auf Menschen übertragen lassen. Falls dem so wäre, müsste es in Zukunft Männer- und Frauenmahlzeiten geben. Es gäbe keine allgemeingültigen Ernährungs-Tipps mehr und auch medikamentöse Anwendungen könnten unter das Raster der Geschlechterdifferenz fallen. Würden Frauen- und Männergehirne tatsächlich unterschiedlich auf Fett reagieren, müssten Männer letztendlich ihre Fettaufnahme und ihren Entzündungsstatus stärker überwachen als Frauen.