Neun von zehn Prostatakrebs-Patienten, bei denen die klassische Hormonentzugstherapie nicht mehr wirkt, entwickeln Knochenmetastasen.[1] Knochenmetastasen gehören zu den schwerwiegendsten Komplikationen in diesem Krankheitsstadium. Sie verringern die Lebensqualität und sind eine der Hauptursachen für das Fortschreiten der Erkrankung.[2] Um betroffenen Patienten innovative Therapien zu ermöglichen, arbeiten Ärzte verschiedener Fachrichtungen eng zusammen. 

Was passiert, wenn sich die Krebszellen bis auf den Knochen ausbreiten?

Wichtigste Eigenschaft des Tumors ist es zu wachsen und sich durch Tochtergeschwülste – die Metastasen – im Körper auszubreiten. Die Bildung von Metastasen erfolgt in mehreren Schritten: Krebszellen müssen sich aus ihrem Zellverband lösen und den Weg über die Blut- oder Lymphbahnen überstehen. Außerdem muss es ihnen gelingen, sich in anderen Geweben anzusiedeln und dort zu vermehren. Die meisten Krebszellen, die über die Blut- und Lymphbahnen wandern, überstehen diese Reise nicht. Einigen gelingt es jedoch, sich in anderen Geweben anzusiedeln und dort Tochtergeschwülste zu bilden. Forscher nehmen an, dass Metastasen primär aus Tumorstammzellen entstehen. Tumorstammzellen weisen – ähnlich wie Stammzellen – nur eine geringe Differenzierung auf und können sich selbst erneuern. Wie lange es von der Entstehung des Ursprungstumors bis zur Entwicklung von Metastasen dauert, ist von der jeweiligen Krebsart abhängig und bei jedem Patienten anders. Bei Prostatakrebs sind die Knochen der Hauptentstehungsort für Metastasen; es können sich aber auch Metastasen in Lunge, Leber und Gehirn entwickeln.
Im gesunden Knochen besteht ein Gleichgewicht zwischen knochenaufbauenden Zellen, den sogenannten Osteoblasten, und den knochenabbauenden Zellen, Osteoklasten genannt. Bei der Entstehung von Metastasen wird dieses Gleichgewicht gestört: Die Metastasen setzen Signalstoffe frei, welche die Knochenzellen dazu anregen, unkontrolliert Knochengewebe ab- und aufzubauen. Beim Umbau des Knochens kommt es zur weiteren Abgabe von Wachstumsfaktoren, was dazu führt, dass im Bereich der Metastasen ständig neues, jedoch sehr instabiles Knochengewebe gebildet wird.[3] Beim Prostatakarzinom entstehen Knochenmetastasen in den meisten Fällen an den Wirbelkörpern, Beckenknochen und am Brustkorb.

Woran machen sich Knochenmetastasen bemerkbar?

Das männliche Sexualhormon Testosteron hat starken Einfluss auf das Wachstum des Prostatakarzinoms. Patienten, bei denen der Tumor fortgeschritten ist, erhalten deshalb Hormonentzugstherapien mit LHRH-Agonisten oder GnRH-Antagonisten. Doch nach mehreren Jahren kann die Hormonentzugstherapie den Krebs nicht mehr kontrollieren, d.h. trotz der therapiebedingten Unterdrückung des Testosterons breitet sich die Erkrankung im Körper aus. In der medizinischen Fachsprache heißt dieses Stadium kastrationsresistentes Prostatakarzinom.[4] Ungefähr 90 Prozent der Patienten, bei denen der Krebs so weit fortgeschritten ist, dass die klassische Hormonentzugstherapie nicht mehr wirkt, entwickeln Knochenmetastasen.[1] Knochenmetastasen schädigen die Knochensubstanz und verringern die Festigkeit des Knochens. Die Spannbreite der Symptome ist groß. So verursachen Knochenmetastasen unter anderem unerträgliche Schmerzen, Schwierigkeiten beim Gehen oder Treppensteigen, Verlust der Blasenkontrolle, Taubheitsgefühle oder Schwäche. Patienten mit Metastasen im Skelett sind beispielsweise oftmals nicht mehr in der Lage, längere Spaziergänge zu unternehmen oder ohne fremde Hilfe einkaufen zu gehen. Ein beeinträchtigter Schlaf zählt ebenfalls zum Beschwerdebild. Ein weiteres Symptom sind spontane Knochenbrüche, die oft in der Umgebung der Metastasen auftreten. Oder es erfolgt ein Zusammenbruch von Wirbelkörpern, wodurch es zu neurologischen Ausfällen, wie Lähmungen kommen kann.[2,5,6]
Knochenmetastasen verursachen nicht nur starke Symptome, sie wirken sich auch negativ auf den Krankheitsverlauf aus und gelten als Hauptursache für eine eingeschränkte Lebensqualität und verkürzte Lebenserwartung.[2]

Wie werden Knochenmetastasen diagnostiziert?

Diagnostiziert werden Knochenmetastasen mit einem bildgebenden Verfahren aus der Nuklearmedizin – der Skelettszintigrafie. Das Verfahren macht sich zunutze, dass bei Knochenmetastasen der Knochenstoffwechsel erhöht ist: dies kann mittels Skelettszintigrafie nachgewiesen werden.
Zwei bis fünf Stunden vor der eigentlichen Untersuchung bekommen die Patienten eine Spritze mit einem Kontrastmittel, bei dem es sich um das leicht radioaktive Isotop Technetium-99m handelt. Das radioaktive Isotop wird, gekoppelt an die Substanz Bisphosphonat, als Markierer eingesetzt. Im Laufe der folgenden Stunden reichert sich das radioaktive Isotop vor allem an Stellen mit erhöhter Stoffwechselaktivität an. Es gibt schwache Gammastrahlung ab, die von einer Gamma-Kamera aufgenommen wird. Die Kamera fährt dabei über und um den gesamten Körper herum. Auf diese Weise können einzelne Körperteile oder das gesamte Skelett zwei- oder dreidimensional aufgenommen werden. Bereiche mit hoher Stoffwechselaktivität – wie im Fall von Knochenmetastasen – erscheinen als schwarze Punkte oder Flächen, während gesunder Knochen hellgrau abgebildet wird.
Mit der Knochenszintigraphie kann sich der Arzt ein genaues Bild von Anzahl und Lage der Knochenmetastasen machen. Darüber hinaus ermöglicht das Verfahren, Behandlungserfolge im Anschluss zu überprüfen.[7]

Weitere Informationen zum Thema Prostatakarzinom und Knochenmetastasen unter www.fokus-knochenmetastasen.de

Dies ist eine Information der Bayer Vital GmbH.

Literaturangaben:
1. Parker C. et al. N Engl J Med 2013:369: 213-223.
2. Goh et al. Curr Onc 2007; 14: 9-12.
3. El-Amm J et al. Prostate Cancer. 2013. Epub Aug 28, 2013. doi: 10.1155/2013/210686.
4. Mottet N et al. Guidelines on prostate cancer. European Association of Urology 2014.
5. GLOBOCAN 2012: Estimated Cancer Incidence, Mortality and Prevalence Worldwide in 2012. http://globocan.iarc.fr/Pages/fact_sheets_cancer.aspx. Accessed on June 26, 2015.
6. Patientenleitlinie Prostatakrebs II. Lokal fortgeschrittenes und metastasiertes Prostatakarzinom. Ein evidenzbasierter Patientenratgeber zur S3-Leitlinie Früherkennung, Diagnose und Therapie der verschiedenen Stadien des Prostatakarzinoms.
7. Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin e.V., Bares R: Leitlinie für die Skelettszintigraphie. Online: www.nuklearmedizin.de/leistungen/leitlinien/html/sekelett_szin.php?navId=53.

L.DE.MKT.SM.11.2015.4121

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