Auch der männliche dicke Bauch hat, wie die meisten Dinge im Leben, zwei Seiten. Ein erhöhtes Bauchvolumen verringert zwar einerseits die Chancen des Mannes bei Frauen, andererseits scheint sich der dicke Bauch positiv auf die Höhe des Gehalts auszuwirken. Der Gehaltsaspekt gilt allerdings nur für den männlichen Bauch, nicht für den weiblichen. Bei fülligen Frauen scheinen Chefs weder innere Schönheit noch Kompetenz wahrzunehmen. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie des IZA (Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit).
Marco Caliendo und Markus Gehrsitz wiesen mit ihrer Studie auf einen geschlechtsspezifischen Zusammenhang zwischen Körperfülle und Gehalt hin. Die beiden Ökonomen hatten 18.000 Personen in ihre Studie aufgenommen. Sie verglichen den Body-Mass-Index (Verhältnis von Körpergröße und Gewicht) mit der Höhe des Gehalts und den Berufsaussichten. Laut Body-Mass-Index gelten Personen mit einem Wert von 20 bis 25 als normalgewichtig. Zwischen 25 und 30 ist man übergewichtig und ab 30 fängt die Fettleibigkeit an.
Untergewichtige Männer und füllige Frauen verdienen am wenigsten
Die Datenauswertung fällt zugunsten der Männer mit erhöhter Leibesfülle aus: Ab einem Body-Mass-Index von 23 bis in den Bereich des Übergewichts verfügen sie über das höchste Gehalt. Bei Untergewichtigen findet sich das Gegenteil. Sie verdienen bis zu 8 Prozent weniger als ihre Geschlechtsgenossen, die deutlich mehr auf die Waage bringen. Bei Frauen zeigt sich dagegen ein ganz anderes Bild. Es zählt die schlanke Linie. Frauen, die einen Body-Mass-Index von 21,5 haben, verdienen den Forschern zufolge am besten.
Caliedo und Gehrsitz interpretieren das Ergebnis dahingehend, dass kräftige Männer, insbesondere in körperlich anstrengenden Jobs, besonders viel verdienen. Wie aber ist die Situation der Frauen zu erklären? Zunächst ein Blick auf die sogenannte Kontrollvariable: Dass fülligere Frauen aufgrund von einer Erkrankung weniger Gehalt erhielten, konnten die Forscher ausschließen. Ihre Erklärung lautet, dass Frauen oft in typischen Dienstleistungsberufen mit häufigen Kundenkontakten arbeiten. Da das aktuelle Schönheitsideal von Frauen Attraktivität verlange, könne sich dies indirekt auf die Bewertung ihrer beruflichen Leistungen auswirken.
Ein Blick auf die Geschichte liefert einen weiteren Interpretationsansatz. Dicke Männer wurden historisch betrachtet mit Erfolg assoziiert. Man denke beispielsweise an die Bundeskanzler Ludwig Erhard und Helmut Kohl. Die Wahrnehmung von Frauen ist eine andere. Haben sie Übergewicht, wird ihnen tendenziell unterstellt, dass sie unbeherrscht essen. Und dieses unkontrollierte Verhalten beim Essen könnte sich negativ auf die Arbeitsleistung auswirken.
Fazit der Studie: Was den Bauchumfang mit Blick auf das Gehalt betrifft, scheint es noch ein weiter Weg bis zur Gleichheit der Geschlechter zu sein. Macht man einen Gedankensprung in Richtung Gesundheit, dann wäre ein nicht zu dicker Bauch der Idealfall. Und zwar bei beiden Geschlechtern.