Was tun, wenn die Frau im Bett aus mangelnder Lust schlapp macht? Die Lösung muss nicht immer gleich ein Medikament sein. Denn laut einer aktuellen Studie sind für die weibliche Libido regelmäßige Gespräche über Sex mit dem Partner genauso effektiv.

Hormonbehandlungen werden oft eingesetzt, um das Sexerleben von Frauen mit sexueller Dysfunktion zu verbessern. An der medizinischen Universität in Wien wurde daher nun eine Studie durchgeführt, in welcher betroffene Frauen mit dem Hormon Oxytocin behandelt wurden. Um die Wirkung des Hormons zu testen, erhielt die Hälfte der Patientinnen nur ein Placebo-Präparat. Überraschenderweise zeigten dennoch alle Teilnehmerinnen eine ähnliche Verbesserung der Symptome. Bei Frauen mit Placebo führten also alleine die studienverbundenen Gespräche über das gemeinsame Sexleben mit dem Partner zu einem Therapieeffekt. Michaela Bayerle-Eder, Fachärztin für „Innere Medizin“ und „ Sexualmedizin“ macht daher deutlich: Funktionsstörungen bei Frauen sind nicht nur eine Frage des Hormonspiegels, sondern auch ein Ausdruck von Stress und ein Zeichen für den Mangel an Kommunikation mit dem Sexpartner.

Sexuelle Funktionsstörung bei Frauen

Bis zu 40 Prozent der Frauen und mehr als 30 Prozent aller Männer leiden unter sexueller Dysfunktion. Bei Patienten mit chronischen Erkrankungen sind es sogar bis zu 90 Prozent. Sexuelle Dysfunktion kann sich bei Frauen auf unterschiedliche Art und Weise bemerkbar machen. Bei manchen Betroffenen äußert sie sich als Erregungsproblem oder durch ausbleibenden Orgasmus, andere leiden unter Schmerzen während des Geschlechtsverkehrs. Dadurch wird auch die Lebensqualität der Betroffenen beeinträchtigt.

Die Studie und ihre Ergebnisse

Das als „Kuschelhormon“ bekannte Oxytocin wirkt sich nicht nur positiv auf die Bindung zwischen zwei Menschen aus, sondern steigert auch die Libido. Um diese Wirkung auf Patientinnen mit sexueller Dysfunktion genauer zu untersuchen, nahmen 30 Frauen mit entsprechender Diagnose an einer achtmonatigen Studie der medizinischen Universität Wien teil. Die Teilnehmerinnen nutzten unmittelbar vor dem Sex ein Oxytocin-haltiges Nasenspray und hielten gemeinsam mit ihren Sexualpartnern die Veränderungen ihrer sexuellen Erfahrungen in einem Tagebuch und mit Hilfe von Fragebögen fest. Zur Kontrolle wurde in einer zweiten Gruppe genauso verfahren – mit dem Unterschied, dass diese Patientinnen ein Nasenspray ohne Wirkstoff erhielten. Das Ergebnis: Nicht nur die Qualität des Sexlebens und die sexuelle Befriedigung der mit Oxytocin therapierten Frauen steigerten sich, sondern auch die Frauen mit Placebo-Behandlung verzeichneten signifikante Verbesserungen.

Sexualität – die Königsdisziplin zwischenmenschlicher Kommunikation

Für die leitende Wissenschaftlerin Michaela Bayerle-Eder beweisen die Studienergebnisse, wie wichtig die Kommunikation zwischen Sexualpartnern für die sexuelle Befriedigung ist. Denn die messbaren Resultate führt sie darauf zurück, dass sich die Teilnehmerinnen während der Studie mehr Gedanken zu ihrer Sexualität machten und diese mit ihrem Partner teilten. Dies zeige, dass oft Missverständnisse Paare davon abhalten, ihre Sexualität vollständig auszuleben und zu genießen. Sexuelle Probleme seien daher öfter auf Alltagsstress zurückzuführen als auf einen Hormonmangel der Frau. Bei auftretenden sexuellen Problemen ist es also ratsam, möglichst bald medizinische Hilfe zu suchen, um die Ursachen dafür festzustellen.

Quelle: https://www.meduniwien.ac.at/homepage
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