Nicht jedem steht er, doch immer mehr tragen ihn: Die Lust auf Bart nimmt zu. Warum lassen sich Männer überhaupt einen Bart wachsen?

Dieser Frage ging die Wissenschaftlerin Christina Wietig von der Universität Hamburg in ihrer Dissertation nach. In einer Umfrage unter 524 Männern fand sie heraus, dass sich Bartträger ausgesprochen männlich mit ihrer Haarpracht im Gesicht fühlen. Doch Bart ist nicht gleich Bart. 38 Prozent aller Befragten favorisieren den Dreitagebart als attraktivste Variante. Interessanterweise gehört dieser Bart auch zu den am häufigsten abgebildeten in den Werbeanzeigen der Medien. Neben dem Ausdruck eines gewissen Lifestyles nutzen jüngere Bartträger Bärte nicht zuletzt, um beim anderen Geschlecht bessere Chancen zu haben. Denn wer Bart trägt, signalisiert sexuelle Reife und Potenz. Und wer möchte schon gerne in einer Leistungsgesellschaft als sexueller Versager wahrgenommen werden?

Je konservativer, desto rasierter

Doch nicht überall wird der Bart gerne gesehen. In manchen Unternehmen der Finanz- oder Beratungsbranche ist es eher verpönt, sich einen Bart wachsen zu lassen und entspricht nicht dem Dresscode. Je konservativer die Branche, desto eher wird darauf verzichtet. In den meisten Fällen sind es zwar Vorurteile, wie Dominanzstreben oder Skrupellosigkeit, die damit verbunden werden, dennoch halten sie sich hartnäckig. Je jünger die Unternehmen und je moderner die Branche, desto mehr steigt die Akzeptanz der Gesichtsbehaarung. Allerdings entbindet ein Bart nicht von den Pflichten, ihn richtig zu pflegen. Wildwuchs und Gestrüpp werden auch bei den modernsten Arbeitgebern ungern gesehen.

Mann ist auch eitel

Auch wenn ein Bart der regelmäßigen Pflege bedarf, ist er doch Ausdruck für die Individualität eines Mannes und wird gerne zur Schau getragen. 47 Prozent der Befragten gaben an, damit vermehrt Blicke auf sich zu ziehen. Wie wichtig für manchen Träger sein Bart ist, zeigt auch die Bereitschaft, dafür in die medizinische Trickkiste zu greifen. Für einen ästhetisch ansprechenden Bart wären immerhin 27 Prozent der Männer bereit, ihre Erbmerkmale verändern zu lassen. Neun Prozent der Träger parfümieren regelmäßig ihren Bart, ebenso viele färben ihn ein. Und wie stehen die Frauen dazu? Einem Großteil scheint es tatsächlich zu gefallen, wenn Mann Bart trägt, fand die Dating-Plattform Parship heraus. 45 Prozent der Frauen finden Männer mit Dreitagebart anziehend und sexy. Entsprechend wurden Bartträger in einer Studie der australischen Universität von New South Wales attraktiver eingeschätzt als ihre bartlosen Geschlechtsgenossen. Haare stehen der Liebe also nicht im Weg.

Quellen:
Wietig, Christine: „Der Bart – zur Kulturgeschichte des Bartes von der Antike bis zur Gegenwart“, Dissertation, Hamburg 2005.

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